Family Office Management vs. Private Wealth Management

Es wird oft gefragt, wodurch sich denn genau das Family Office Management (FOM) vom Private Wealth Management (PWM) unterscheidet. Beides sieht – von außen betrachtet – in der Tat sehr ähnlich aus. Bei näherer Betrachtung gibt es aber grundlegende Unterschiede, die nachfolgend kurz erläutert werden sollen.

Von Prof. Dr. Maximilian A. Werkmüller, Professor für Finanzen und Family Office Management an der Allensbach Hochschule

Die Rolle des Vermögensinhabers

Beim Private Wealth Management bleibt der Vermögensinhaber in der Regel derjenige, der die Impulse für bestimmte Themen gibt und Leistungen bei einem PMW-Dienstleister (in der Regel einer Bank) abruft. Das PWM ist deshalb dem Hausbankprinzip sehr nahe, bei welchem eine Bank die umfassende Betreuung eines Kunden oder einer Familie und deren Versorgung mit (Bank-)Dienstleistungen übernimmt. Der Kunde „bestellt“ Spezialdienstleistungen wie Finanzplanung, Estate Planning oder auch eine Analyse seines Beteiligungsportfolios als Leistung der Bank. Die Abteilung PWM führt diese durch. Er selbst bleibt aber derjenige, der punktuell (oft auch opportunistisch) entscheidet, welche Leistungen und Produkte er „einkauft“ und welche nicht.

Mit Blick auf die Verwaltung des liquiden Vermögens wird bei einem klassischen PWM-Mandat der Großteil in der die Leistung erbringenden Bank selbst verwaltet (Hausbankprinzip). Es mag noch weitere Bankverbindungen geben – sie sind der Beziehung zur Hausbank aber in der Regel untergeordnet. Ein strategisches Management aller Bankverbindungen oder „des liquiden Vermögens“ findet in der Regel nicht statt.

Family Office: der Trusted Advisor

Beim Family Office Management ist es anders: Das Family Office als vertrauter Berater („Trusted Advisor“) nimmt das Gesamtvermögen zu einem bestimmten Zeitpunkt auf, erstellt nach kaufmännischen Grundsätzen eine Bilanz und schreibt die Entwicklung der einzelnen Vermögenscluster ab dem Zeitpunkt der Bestandsaufnahme fort. Ferner optimiert es gemeinsam mit dem Prinzipal und nach dessen Vorgaben die aufgefundene Vermögensstruktur hin zu einer definierten Zielstruktur.

Beim FOM ist das Family Office der Impulsgeber. Die Agenda wird in der Regel dort ge-schrieben und Punkt für Punkt mit dem Vermögensinhaber umgesetzt. Hinzu kommt, dass das Family Office, anders als die Bank oder die Fachabteilung PWM, sämtliche Maßnahmen immer in den Kontext des Gesamtvermögens setzt und aus diesem Grund sowohl mit einem anderen Auftrag als auch mit einer anderen Perspektive arbeitet. Der Family Office sieht die Themen stets „mit den Augen des Prinzipals“; der Mitarbeiter des PWM sieht den Kunden mit den Au-gen einer Bank oder eines Vermögensverwalters.

Die unterschiedlichen Interessen und Perspektiven

Ausgehend von den oben beschriebenen Perspektiven ergeben sich auch unterschiedliche Dog-men für die Vermögensbetreuung: das Family Office arbeitet objektiv und unabhängig als Trusted Advisor. Es verfolgt neben den Interessen seines Prinzipals keine darüberhinausgehenden eigenen Interessen. Bei einem Multi Family Office kommt sicherlich das finanzielle Interesse an einer adäquaten Vergütung noch hinzu; bei einem sog. Single Family Office spielt diese Überlegung hingegen keine Rolle.

Vollkommen anders arbeitet das PWM: Als Fachabteilung eines auf Gewinnerwirtschaftung ausgerichteten Unternehmens verfolgt es in erster Linie eigene Vermögensinteressen. Die Bank darf und muss sogar einen Gewinn erwirtschaften – schwer genug in Zeiten wie diesen. Eine Kunde des PWM weiß bzw. sollte wissen, dass dies so ist. Er erwartet deshalb dort auch keinen Trusted Advisor, sondern einen Kaufmann.

Dass in hauseigenen Produkten der Banken in der Regel Gebühren enthalten und teilweise leider sogar „versteckt“ sind, sollte auch keine Überraschung sein. Aus diesem Grund kann ein Multi Family Office auch nicht gleichzeitig Vermögensverwalter sein. Das Interesse, an der Vermögensverwaltung zusätzlich Geld zu verdienen und den eigenen Gewinn zu maximieren, belastet die Objektivität und die Unabhängigkeit der Beratungsleistung.

Vergütungsstrukturen

Family Offices arbeiten in der Regel (!) ausschließlich auf der Grundlage einer aufwandsbezogenen Vergütung nach Arbeitsstundenbasis, die nachschüssig abgerechnet werden. Dies entspricht jedenfalls der reinen Lehre. Es ist vollkommen anerkannt, dass auch ein (Multi) Family Office profitabel arbeiten muss und können soll; gleichwohl entspricht nur die aufwandsbezogene Vergütung dem für eine Family Office-Geschäftsverbindung erforderlichen Transparenzgebot.

Wenn der Auftraggeber weiß, was er wofür vergütet, ist die Balance gewahrt und werden „Principal Agent“-Konflikte vermieden. Ein Family Office, welches auf Basis einer „All-in-Fee“ vergütet, setzt sich selbst dem Verdacht aus, die eigenen finanziellen Interessen möglicherweise über die seines Prinzipals zu stellen. Allenfalls möglich wäre die Vereinbarung einer „Flatrate“, wenn sich die Kosten des Family Office Management über einen bestimmten Zeitraum eingependelt haben.

Bei Banken entspricht dagegen die „All-in-Fee“ dem gelebten Geschäftsmodell und dem oft bemühten Karma, „wenn es gut läuft, freuen wir uns beide“. Wenn es aber weniger gut laufen sollte, löst die „all-in-fee“ beim PWM möglicherweise Begehrlichkeiten nach Investments aus, die zwar einen momentan höheren „Earn“ liefern und damit vielleicht strukturelle Defizite überlagern, welche langfristig aber mit einem zu hohen Risiko behaftet sind.

Family Office Management: ein Fazit

Family Offices und Family Officer sind die vertrauensvollen Ratgeber ihrer Prinzipale. Metaphorisch betrachtet sitzen sie an der gleichen Seite des Tisches wie ihre Familien, die sie beraten. Die Vertreter der Banken nehmen in der Regel gegenüber Platz. Dieser Antagonismus verdeutlich auch, warum Banken keine besonders überzeugenden Family Office-Berater sind. Jedenfalls dann nicht, wenn sie es unterlassen haben das Family Office-Geschäft vom Rest des Bankgeschäfts abzugrenzen. Family Office Management als Lehrfach erfreut sich deshalb – vollkommen zu Recht – einer stark zunehmenden Beliebtheit unter den Studierenden. Die ganzheitliche Vermögensberatung im Rahmen eines Family Office-Mandats hat nicht zuletzt vor dem Hintergrund der seit der Subprime-Krise abnehmenden Bedeutung von Banken in dieser Funktion große Zukunft.

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