Informationsasymmetrie: Konflikte in der Kommunikation vermeiden

Wenn zwei Parteien nicht über die dieselben Informationen verfügen, spricht man von einer Informationsasymmetrie. Das kann zu schwerwiegenden Problemen bei Geschäften aller Art führen. Gute und transparente Kommunikation kann dieses Szenario verhindern.

Von Prof. Dr. Patrick Peters, Professur für PR, Kommunikation und digitale Medien an der Allensbach Hochschule

In jeder Geschäftsbeziehung kann es zu Konflikten kommen. Diese resultieren häufig aus missglückter beziehungsweise intransparenter Kommunikation. Konkretes Beispiel dafür ist die Informationsasymmetrie. Das ist ein Fachbegriff aus der Informationsökonomie, die zur Volkswirtschaftslehre gehört. Die Informationsasymmetrie bezeichnet grob gesagt den Zustand, in dem zwei Vertragsparteien oder Marktteilnehmer nicht über dieselben Informationen verfügen.

Dies folgt im weiteren Sinne der Prinzipal-Agent-Theorie. Dabei bezeichnet Prinzipal den Auftraggeber und Agent den Beauftragten. Letzterer besitzt dabei normalerweise einen Wissensvorsprung (eben die Informationsasymmetrie), der in unterschiedlicher Weise entweder zu Gunsten oder Ungunsten des Prinzipals eingesetzt werden kann. Üblicherweise sind die Interessen von Prinzipal und Agent nicht deckungsgleich. Die Theorie bietet ein Modell, um das Handeln von Menschen in einer Hierarchie zu erklären. Zudem trifft sie generelle Aussagen zur Gestaltung von Verträgen.

Informationsasymmetrie mit weitreichenden Auswirkungen

Dabei unterscheidet man die Ex-Ante-Informationsasymmetrie und die Ex-Post-Informationsasymmetrie. Während bei der Ex-Ante-Informationsasymmetrie dem Gabler Wirtschaftslexikon zufolge „einem Akteur Informationen über die Eigenschaften potenzieller Transaktionspartner bzw. das von diesen angebotene Gut“ fehlen, fehlen dem Akteur bei der Ex-Post-Informationsasymmetrie entweder „Informationen über das Verhalten seines Transaktionspartners, z.B. einem Unternehmer über das Verhalten eines Mitarbeiters“ (Hidden Action) oder „dem schlechter informierten Vertragspartner Informationen über Umweltzustände, die zur Beurteilung der Leistung des Partners notwendig sind“ (Hidden Information).

Klaus Spremann (1990) schreibt dazu: „In der Wirtschaftspraxis kommt der asymmetrischen Information eine große Bedeutung zu. Ein Grund dafür ist im Verhalten der Geschäftspartner zu sehen. In der Regel kennt jeder sein eigenes Verhalten, seine Absichten, seine Stärken und Schwächen genauer und früher, als sie Partnern deutlich werden. Fassen wir alle Faktoren, die das Ergebnis der Kooperation beeinflussen und die man gemeinhin als Fähigkeit, Kompetenz, Fleiß, Anstrengung, Sorgfalt. Fairness, Offenheit, Ehrlichkeit, Entgegenkommen und Kulanz bezeichnet, unter dem Sammelbegriff ‚Verhallen‘ auf, so zeigt sich: gerade derartige Verhaltensmerkmale verursachen im Wirtschaftsleben den großen Informationsunterschied zwischen Geschäftspartnern, der vom jeweils anderen als ‚Verhaltensunsicherheit‘ wahrgenommen wird.“

Welcher Schaden kann aus einer Informationsasymmetrie erwachsen?

Was bedeutet das jetzt konkret? Kurz gesagt fehlen einem der beiden maßgeblichen Geschäftspartner in einer asymmetrischen Situation wesentliche Informationen, um ein Geschäft abzuschließen oder eine begründete Entscheidung zu treffen. Durch die Informationsasymmetrie fehlt Kenntnis über bestimmte Vorgänge, die mindestens einen der Partner unmittelbar berühren. Es ist leicht zu ermessen, welcher Schaden aus einer Informationsasymmetrie erwachsen kann. Schauen wir auf eine typische Beratungssituation.

Bei einer Informationsasymmetrie steht dem Berater nicht genügend Wissen zur Verfügung, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Oder aber der Mandant erhält relevante Informationen nicht, die er von seinem Berater in jedem Falle hätte erhalten müssen. Das ist ein offensichtliches Pflichtverschulden und ein eklatanter Vertrauensbruch gegenüber dem Kunden, dem er Loyalität und Transparenz schuldet. Das kann gegebenenfalls sogar zu Schadenersatzansprüchen führen. Denn eines darf man nicht vergessen: Die Informationsasymmetrie ist kein zufälliger Zustand, sondern wird mindestens fahrlässig, aber zumeist absichtlich herbeigeführt.

Kommunikative Transparenzkultur stellt größtmögliche Symmetrie her

Dass bei Informationsasymmetrie eine Krise vorprogrammiert ist, ist wohl keine Theorie. Und diese Krise wiederum muss von den Beteiligten beherrscht und schnellstmöglich eingedämmt werden. Im Mittelpunkt steht die Kommunikation (Peters 2020): Informationsdefizite und Informationsasymmetrien können nur durch eine transparente und offene Kommunikation im Vorfeld ausgeschlossen werden. Beide Parteien müssen im Sinne einer festen Kommunikationsagenda (und gegebenenfalls unter Einbeziehung entsprechender Berater) eine gemeinsame Leitlinie zu den wichtigen Themen finden und diese entsprechend konsensual bearbeiten. Eine kommunikative Transparenzkultur ist dazu geeignet, größtmögliche Symmetrie herzustellen, weil die Prozesse so gestaltet sind, dass jedem alle Abläufe und Kommunikationsschritte bekannt sind und die Zurückhaltung von Informationen (ob absichtlich oder unabsichtlich) de facto unmöglich ist.

Im Rahmen der Vertiefung PR- und Kommunikationsmanagement an der Allensbach Hochschule im Rahmen des Bachelor Betriebswirtschaftslehre online (B.A.) lernen Studierende solche und andere Herausforderungen in der Kommunikation kennen.

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